Schlägt man den Lokalteil einer Zeitung auf, so findet man täglich Berichte über Einzelpersonen oder Gruppen, die uneigennützig und unentgeltlich ihre Zeit opfern und ihre Arbeitskraft einsetzen, um Missstände zu beseitigen Notlagen zu mildern, oder sich in vielen Bereichen für das Gemeinwohl engagieren. Die Betätigungsfelder dieser besonderen Spezies Mensch sind äußerst vielfältig und berühren fast alle Lebensbereiche. Die so Aktiven finden aber nicht immer uneingeschränkten Beifall oder rückhaltlose Unterstützung. Schon immer hat es auch in allen Gemeinwesen die Typen „Ohne mich“ gegeben. Die „Ohnemichler*innen“ halten sich aus allem raus und denken sich: „Wenn die das machen wollen, dann lass die mal!“ Eine andere Spezies findet solche altruistischen Verhaltensweisen sogar empörend und meint: “Für so etwas ist doch der Staat zuständig. Wofür zahlt man schließlich seine Steuern?“ Für die egoistischen Typen steht fest, dass unentgeltliche Tätigkeiten ohne Eigennutz ein ziemliches Maß an Dummheit belegen, und diese will man sich ja nun auf keinen Fall nachsagen lassen. Aber ist es wirklich dumm, unnötig oder Zeitverschwendung, wenn ehrenamtliche Tätigkeiten geleistet werden? Was wäre beispielsweise in meinem Ortsteil Pivitsheide V.L. anders, wenn es die Ehrenamtlichen nicht gäbe?Als Vorsitzender des örtlichen Heimat- und Verkehrsvereins, aber auch als Mitglied im Ortkartell, dem Zusammenschluss von rund 20 Vereinen aus meinem Ortsteil und als Mitglied der Interessengemeinschaft der Detmolder Heimat, Kur- und Verkehrsvereine habe ich einen praxisnahen konkreten Einblick in die vielfältigen ehrenamtlichen Betätigungen dieser Vereine. Was durch meine Vereinsmitglieder geleistet wird, bekomme ich natürlich aus erster Hand mit und kann deshalb darüber besonders authentisch berichten.Ohne unser Team „Bänkewarte“ wäre es um die rund 100 Ruhebänke im Ortsteil schlecht bestellt. Sie wurden einmal aufgestellt, als Pivitsheide V.L. sich noch „Luftkurort“ nennen durfte. Für die Stadt wäre es personell nicht leistbar, die Bänke zu warten, zu pflegen und zu reparieren. Ohne die „Bänkewarte“ des Vereins gäbe es ziemlich sicher nur noch einige wenige Bänke an exponierter Stelle.Ein weiteres sehr arbeitsintensives Dauerengagement ist die Unterhaltung des Grillplatzes an der „Kussel“. Auch hier gibt es Stimmen, die sagen: „Weg damit, das lockt nur Jungvolk an, die Lärm machen und Müll hinterlassen“. Aber wäre es richtig, wegen einiger weniger Chaoten eine solche Einrichtung zu schließen? Legal genutzt wird der Grillplatz nämlich von Kindergärten, Schulklassen, Vereinen oder privaten Gruppen, die auf einem idyllisch gelegenen Plätzchen ein paar unbeschwerte Stunden verbringen möchten, abseits vom Verkehr und ausgestattet mit Wasser, Strom, Grill, Unterstand
und einer Sanitäreinrichtung.Richten wir unseren Blick auf eine weitere öffentliche Einrichtung, dessen Existenz im Wesentlichen auf das Engagement des Vereins zurückgeführt werden kann. Gemeint ist der „Mühlenteich“ sowie ein Teilstück der ihn speisenden „Rethlage“ und dass ihn umgebene kleine Naherholungs-gebiet. Ohne die nachhaltigen Appelle an die Stadtverwaltung wäre die Teichanlage sicher der Versandung anheimgefallen. Durch Vorlage von Sanierungskonzepten konnte letztlich erreicht werden, dass die Stadt mit Hilfe von Landesmitteln eine umfassende Restaurierung der gesamten Teichanlage und eines Teilstücks der „Rethlage“ mit Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit hat durchführen lassen. Mein Verein hat wesentlich daran mitgewirkt, diese Anlage zu erhalten und ihr das heutige Gepräge zu verleihen. Eine Initiative von Bürgerinnen und Bürger des Ortsteils möchte ich nicht unerwähnt lassen, weil durch sie auch eine wichtige öffentliche Einrichtung in unserem Ortsteil erhalten wird. Es ist das ehrenamtliche Engagement zur Erhaltung des Freibades „Fischerteich“. Auch hier wurde Großes geleistet, um ein Freibad zu retten, wegen dessen zauberhafter Lage am Rande des Teutoburger Waldes uns viele beneiden.Sicher gäbe es noch sehr viel mehr über ehrenamtliche Tätigkeiten zu berichten; doch ich denke, die aufgezeigten Beispiele belegen, welch prägenden Charakter sie für unser Ortsbild haben und welchen unmittelbaren positiven Einfluss auf die Lebensqualität der Ortsteilbewohner. Wenn ich also die eingangs aufgestellte Hypothese noch einmal aufgreife und frage, ob es nutzlose „Wichtigtuer*innen“ sind, die sich auf diese Art und Weise bestätigen, so kommt hier ein klares Nein! Vielmehr tun sie viel Wichtiges und Sinnvolles, das von hohem Nutzen für die Allgemeinheit ist. Ohne diese Aktivitäten wäre unser Gemeinwesen ärmer, weil der Staat oder unsere Kommunen dies nicht leisten können. Allerdings möchte ich an dieser Stelle lobend hervorheben, dass wir in unserem Verein durch die Fachbereiche der Stadt gut beraten und unterstützt werden. Unterstützung finden wir auch immer wieder bei öffentlich-rechtlichen Instituten, Privatunternehmen und Privatleuten. Deshalb fühlen wir uns nicht als einsame Kämpfer und Kämpferinnen, sondern haben eine ganze Menge Freude und auch Spaß bei dem, was wir machen. Also wie wär’s? Vielleicht kann ich bei einer der nächsten Müllsammelaktionen oder einer anderen ehrenamtlichen Tätigkeit wieder ein paar neue „Gesichter“ entdecken.Sie werden mit offenen Armen empfangen.
Das Ehrenamt:
Nutzloser Zeitvertreib für „Wichtigtuer“ oder unverzichtbares Standbein eines funktionierenden Gemeinwesens?Eine Betrachtung von Hans-Dieter Buckoh - Vorsitzender des Heimat-und Verkehrsvereins Pivitsheide V.L.
Eine überarbeitete Fassung des 2007 veröffentlichten Beitrages im „Lippe-Magazin“
Für das Können gibt es nur einen Beweis, das Tun. Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin
Der „Begegnungs- und Erinnerungspark Pivitsheider Tor“,ein Beweis gelungener ehrenamtlicher Arbeit